Meine Geschichte
Wer ich bin und warum ich Politik mache.
Ich bin fest davon überzeugt, dass unser Land sozialer, wirtschaftlich erfolgreicher und ökologischer regiert werden kann – und muss.
Ich bin dankbar für die Menschen, die mich auf meinem Weg bis hierher begleitet und geprägt haben. Ich bin dankbar für die Erfahrungen und die Kenntnisse, die ich beruflich in vielen Teilen der Welt und in meiner politischen Laufbahn bis in die Kieler Staatskanzlei sammeln konnte. Und ich bin dankbar für das Land, die Freunde und Nachbarn die unserer Familie zur Heimat geworden sind.
Mein Weg: Von Schwerte (Ruhr) nach Schleswig-Holstein. Mit ein paar Zwischenstopps.
Meine Frau Karen Losse (49) und ich leben heute mit unseren beiden Töchtern (8 und 10 Jahre alt) in der Heimat meiner Frau – in Bistensee in den Hüttener Bergen. Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes angekommen. Unser Weg hierher hatte einige Zwischenstationen, die mich und meine Sicht auf die Welt geformt haben.
Die Familiengeschichte meiner Mutter und das gesellschaftliche Engagement meiner Eltern.
Beides hat mich stark geprägt. Meine Mutter Anna Maria Müller kam 1944 als zwei Monate altes Baby mit meiner Großmutter als Flüchtling aus Ostpreußen nach Nordrhein-Westfalen. Mein Großvater kam später aus der Kriegsgefangenschaft dazu. In der Familie gab es viele Pfarrer, die – wie mein Großvater – in der Bekennenden Kirche im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv waren. Ein Großonkel war an den Aktionen des 20. Juli 1944 beteiligt. Die Erlebnisse des Kriegs, des Widerstands und der Flucht waren in den Erzählungen der Familie immer gegenwärtig. Mein Vater Herbert Müller wurde 1943 in Schwerte an der Ruhr geboren. Genau wie ich dreißig Jahre später.
Meine Mutter war Grundschullehrerin und mein Vater ein engagierter Hauptschullehrer. Die Schicksale und Lebenswege ihrer Schülerinnen und Schülern und deren Familien waren oft Gespräch am gemeinsamen Mittagstisch. Beide waren in der evangelischen Kirche und der Dorfgemeinschaft aktiv. Mein Vater stand unzählige Nachmittage und Wochenenden als ehrenamtlicher Volleyball-Trainer in den Turnhallen der Region.
Gesellschaftliches Engagement und Verantwortung waren für meine Eltern selbstverständlich. Das hat sie später auch dazu bewogen, erst eine bosnische Flüchtlingsfamilie und später ein iranisches Flüchtlingspaar bei sich aufzunehmen.
Eine Jugend im Ruhrgebiet: Wie aus einer 80er-Jahre-Doku.
Ich kam am 3. April 1973 in Schwerte zur Welt und meine Kindheitserinnerungen haben viel mit der typischen Mischung aus Feldern, Industrie, Verkehr, Hochspannungsleitungen, den grünen Ruhrwiesen und dem von den Hochöfen beleuchteten Abendhimmel unseres Dortmunder Vororts zu tun. Meine Kindheit verbrachte ich, im Nachhinein betrachtet, wie ein Klischee der 80er Jahre. Mit einem Dutzend Kinder in der Nachbarschaft, Fußball auf der Straße und Boris Becker und „Wetten, dass…?“ im Fernsehen.
Später, als Jugendlicher, habe ich mir früh Möglichkeiten gesucht, um mich auszuprobieren und Neues zu erleben. Ich war Schülersprecher, gründete mit anderen unsere Schülerzeitung „Betonblock“, dann unter den Fittichen unseres Jugendzentrums ein Regionalmagazin namens „Dreist“ und organisierte Aktionen gegen die Republikaner oder den Irak-Krieg. Taschengeld verdiente ich mir als Helfer bei Konzerten, Barmann und Tourbusfahrer.
Ich war neugierig und viel unterwegs.
Von Köln in die weite Welt.
Ein guter Schulabschluss ermöglichte mir dann ein Studium in Köln. Die Wahl fiel auf Volkswirtschaft und Politik, da ich schon früh verstand, dass ein funktionierender Staat immer auch viel mit einer funktionierenden Wirtschaft zu tun hat. Ich kann nicht behaupten, dass das Studium immer sehr stringent verlief – da lockten auch noch Jobs als Skilehrer, Roadie bei Tina Turner und Jon Bon Jovi – und sonstige Verlockungen der großen Stadt….
Aber das Interesse am Studium nahm schlagartig wieder zu, als ich das Thema „Umweltökonomie“ für mich entdeckte und als Hilfskraft am Finanzwissenschaftlichen Forschungsinstitut und später am Wuppertal Institut für Umwelt, Klima und Energie erste Projekte und Praktika machen konnte. Das war hochspannend für mich und sollte auch Thema meiner Diplomarbeit werden.
Danach ging es Schlag auf Schlag: Es folgte ein weiteres Studium in London und in den Nullerjahren dann der erste richtige Job als Trainee im Kreditrisikomanagement der Deutschen Bank in London. Das war für einen jungen Menschen natürlich eine großartige Chance und um das Jahr 2000 als Berufseinstieg so angesagt, wie es heute ein Job bei einem Start-up wäre. Außerdem war ich neugierig und wissensdurstig. Mein Insiderblick in diese Welt der globalen Finanzwirtschaft nützt mir noch heute – und half mir ganz konkret bei der
Bewertung der HSH-Krise in meiner späteren Rolle als Finanzstaatssekretär in Kiel.
Von einer deutschen Bank zu einer Bank für die Welt.
Nach einigen Jahren und internationalen Stationen in der Bank, fehlten mir das Politische und die Auseinandersetzung mit den vielfältigen Problemen unserer Welt. Ich bewarb mich daher für das „Young Professional Program“, das Nachwuchsführungskräfteprogramm der Weltbank in Washington, und begann dort ab 2004 Entwicklungsprojekte unter anderem in Nigeria, Sierra Leone, Südafrika und Kenia zu arbeiten und diese mit vielen mehrwöchigen Aufenthalten vor Ort zu begleiten. Das war nicht nur spannend und voller neuer Erfahrungen – ich traf durch diese Arbeit auch meine Frau Karen. Sie arbeitet noch heute für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und wir haben damals gemeinsam ein Projekt der Bundesregierung namens „Making Finance Work for Africa“ auf die Beine gestellt.
Nach einiger Zeit Fernbeziehung zwischen Frankfurt und Washington bin ich nach Frankfurt gezogen und wir haben dort 2009 geheiratet. So wurde dann aus Thomas Müller auch Thomas Losse-Müller. Wir haben Karens Familienamen als unseren Familiennamen übernommen. 2010 kam in Frankfurt unsere erste Tochter zur Welt. Ihre jüngere Schwester wurde dann 2013 schon in Kiel geboren.
Mein Weg in die Politik – und die Heimat unserer Familie.
Mit der Arbeit bei der Weltbank in Washington begann auch endgültig meine Politisierung. Mir wurde immer bewusster, dass am Ende die Politik die entscheidenden Weichen stellt. Und wenn man etwas bewirken wollte, dann kann man nicht nur am Rand stehen und klug kommentieren. Eine Karriere in der Politik hatte ich allerdings damals noch nicht geplant. Zunächst engagierte ich mich für Die Grünen in Washington und später in Frankfurt. Auf Empfehlung wurde so auch Monika Heinold auf mich aufmerksam, deren Ruf ich 2012 gerne nach Kiel gefolgt bin. Und mit mir auch meine Familie – denn meine Frau freute sich auf die Rückkehr in ihre alte Heimat.
Eine Einarbeitungszeit gibt es in der Politik leider nicht und es ging gleich los: Haushaltskonsolidierung, Schuldenbremse, HSH Nordbank, Neubau des Universitätsklinikums – es folgte ein großes Projekt auf das andere. Ich habe sehr gerne für Monika Heinold gearbeitet und viel von ihr gelernt. Mit den zum Teil harten Weichenstellungen gewann das Land auch wieder Spielräume, um zu investieren. Wir kamen voran.
Überraschend kam dann 2014 der Wunsch von Ministerpräsident Torsten Albig, für ihn als Chef der Staatskanzlei zu arbeiten. Das war schon extrem außergewöhnlich – schließlich war ich ja auf dem „Grünen-Ticket“ unterwegs. Gleichzeitig ist es auch das, was Torsten Albig ausgezeichnet hat: Der Blick über den Tellerrand. In der Staatskanzlei folgte dann sofort ein Jahr der besonderen Herausforderungen mit der großen Flüchtlingsbewegung 2015, die überall im Land Menschen zu Hilfsbereitschaft und Höchstleistungen motivierte.
Und wir brachten wichtige Zukunftsthemen auf den Weg: Die Digitale Agenda und die Landesentwicklungsstrategie mit vielen richtungsweisenden ressortübergreifenden Maßnahmen, die wir zusammen mit Unternehmen, Gewerkschaften und Verbänden und im direkten Gespräch mit vielen Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet haben. Aber leider blieb dieses langfristig und über die Wahlen hinweg angelegte Projekt unvollendet – und wurde von der neuen Regierung nicht weiter vorangetrieben. Wie ich finde, zum Schaden unseres Landes.
Gerade im vollen Schwung: Vollbremsung und Neubeginn.
Wir verbringen viel Zeit draußen. Wir haben einen großen Garten, Karen reitet und ich bin, wenn es die Zeit erlaubt, in der Natur unterwegs. Ich bin ein leidenschaftlicher „Bird Watcher“, wie es neudeutsch heißt. Also ein Vogelbeobachter.
Die letzten vier Jahre habe ich für die Beratungsgesellschaft EY Parthenon vordringlich an Transformationsprozessen für Landes- und Bundesministerien gearbeitet. Ich unterrichtete einen Kurs in „Management of Transformation and Innovation Projects“ an der Hertie School Berlin, mache den Podcast „21Staatskunst.de“ und bin in einigen Beiräten zu den Themen Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung. Langweilig ist es jedenfalls nicht.
Die Erfahrung in der Küstenkoalition hat mich auch politisch geprägt. Das Vertrauen, das die SPD schon in der Regierungszeit und Serpil Midyatli dann mit der Denkfabrik in mich setzten, hat mich bewegt, meine politische Verortung zu hinterfragen. Die großen Herausforderungen unserer Zeit erfordern umfassende und vor allem sozialdemokratische Antworten. Von einer Sozialdemokratie auf der Höhe der Zeit. Mit einem Angebot auch über die SPD hinaus.
Die SPD ist für mich die Partei, die gesellschaftlichen Zusammenhalt organisiert. Sie ist wie keine andere Partei noch in allen Teilen der Gesellschaft verankert. Sie vereint urbane, akademische Szene und Industriearbeit. Sie vereint Menschen, die ihre Arbeit erfüllt, und Menschen, deren Job nicht so toll ist. Sie vereint Menschen, die mit dem Kopf arbeiten, und Menschen, die mit der Hand arbeiten. Sie vereint Menschen, die am liebsten zu Hause bleiben, und Menschen, die die ganze Welt sehen wollen. Menschen, deren Familien schon immer hier gewohnt haben, und Menschen, die gerade erst hier angekommen sind. Sie vereint Menschen mit grauen Haaren und Menschen mit bunten Haaren, Raucher*innen und Veganer*innen, Autopendler*innen und Radfahrer*innen, Naturschutzverband und Chemiegewerkschaft.
Die SPD in Schleswig-Holstein ist modern, geschlossen und mit Serpil Midyatli an der Spitze auch sympathisch und teamorientiert aufgestellt.
Das hat mich 2020 bewogen, in die SPD einzutreten.
Warum ich Politik mache?
Wir erleben immer wieder, wie wichtig Zusammenhalt, Gemeinsinn, gegenseitiger Beistand und gemeinsames Anpacken für uns Menschen sind.
Trotzdem gibt es heute viele Menschen, die davon überzeugt sind, dass sie alles alleine erreichen können. Menschen, die glauben, dass wenn sich jeder um sich selbst kümmert, für alle gesorgt ist. Ich glaube das nicht.
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir nur in einer funktionierenden Gemeinschaft, in einer gerechten Gesellschaft, glücklich werden können.